Buchidee finden: So geht's!
- Elisabeth Schröder
- 18. Mai
- 6 Min. Lesezeit
„Wie kamst du auf die Idee, ein Buch zu schreiben, und wo fandest du die Inspiration dafür?“
Diese Frage höre ich vermutlich am häufigsten – und ich wünschte, ich könnte mit einem dieser magischen Momente antworten: Ich saß am Schreibtisch, das Fenster stand offen, draußen sangen die Vögel, und plötzlich hatte ich sie – die Idee.
Das kann passieren, ist oftmals jedoch nicht der Fall.
Im nachfolgenden Artikel bringe ich dir näher, wie ich meine Buchidee finden konnte, wie ich meine Ideen-Sammlung füttere und entscheide, was ich davon in die Realität umsetze.
Wo findest du Buchideen?
Was viele nicht wissen: „Der Fall ins Blaue“ ist nicht mein erstes Buch – zumindest nicht, wenn man auch unveröffentlichte Werke mitzählt. Schon Jahre zuvor schrieb ich: kurze Texte, formulierte Gedanken, die mir im Kopf herumschwirrten – und begann sogar eine Biografie (jaaa tatsächlich … Aber bis ich so etwas veröffentliche, dauert es noch).

Mein erstes Buchprojekt startete ich im zarten Alter von 15 Jahren, in meinem Kinderzimmer im Dachboden meiner Eltern. Neben dem Chatten auf ICQ oder Facebook und dem Schauen von Musikvideos auf YouTube fand ich meinen Weg ziemlich schnell zu Microsoft Word. Ich habe ehrlich keine Ahnung, wie ich darauf kam, anzufangen. Ich vermute, es lag daran, dass ich selbst gerne las. Am liebsten Teenie-Romanzen mit leichten Thriller-Momenten. Damals gab es eine Reihe solcher Bücher verlegt von einem bekannten deutschen Verlag. Ich verschlang sie regelrecht und ärgerte mich darüber, dass die Hauptpersonen immer älter waren als ich selbst damals. Das brachte mich dazu, über die Geschichte eines 15-jährigen Mädchens zu schreiben, dessen Schwester plötzlich wie vom Erdboden verschluckt war …
„Was wäre, wenn …?“ – Die Magie der Frage
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich die ersten Kapitel schrieb und schrieb. Die Worte schienen einfach aus mir herauszufließen, und so auch die Ideen, die ich in die Storyline einbezog. Damals wie heute beginnt alles mit der einen Frage, die meine Gedanken beflügelt: „Was wäre, wenn …?“
Was wäre, wenn du ein Mädchen bist, dessen Schwester plötzlich verschwindet?
Was wäre, wenn das Mädchen dazu gebracht wird, herauszufinden, wo die Schwester abgeblieben ist?
Was wäre, wenn sie ihrem männlichen Sidekick begegnet, der in das Verschwinden verwickelt ist?
Manchmal reicht es schon, kleine Gedankenexperimente durchzuführen – wenn auch nur zum Spaß. Ich mache das gerne, wenn ich von etwas Interessantem erfahre. Es gibt Gerüchte, denen zufolge die Zarentochter Anastasia die Hinrichtung ihrer Familie im Jahr 1918 überlebt hat. Was wäre, wenn das wahr wäre und die erwachsene Tochter eines Tages als Rächerin zurück an die Oberfläche kommt? Eine Bekannte erzählt mir davon, dass eine bekannte Lebensmittelkette testweise Drohnen zum Liefern von Produkten verwendet – was wäre, wenn Drohnen als Lieferanten normal sind, weil wir im Jahr 2325 leben und Autos, die auf dem Asphalt fahren, schon lange in Vergessenheit geraten sind?
Eine weitere Quelle der Inspiration ist – surprise – Lesen. Damit meine ich nicht zwangsläufig Bücher anderer Autor:innen. Die helfen dabei zu erkennen, welcher Schreibstil dir gefällt und welches Vokabular du für dein eigenes Buch adaptieren möchtest. Aber nein, ich meine Zeitungen und Magazine. Diese sind eine Quelle an wirklich passierten Ereignissen, die eine tolle Grundlage für Ideen sind.
Möglicherweise berichtet deine lokale Tageszeitung von einem Raubüberfall auf den Kiosk um die Ecke – was wäre, wenn es sich dabei um keinen gewöhnlichen Raubüberfall gehandelt hat? Die Räuber ließen Geld zurück und waren lediglich am Aufenthaltsort des Eistee-Zulieferers interessiert, weil dieser das eigentliche Ziel der Verbrecher war. Im Zoo kommt ein Eisbärbaby zur Welt – was wäre, wenn der erste Blick auf das Eisbärbaby vom kaltblütigen Mord des Zoo-Managers ablenken sollte, der zur gleichen Zeit stattgefunden hat?
Alltagsbeobachtungen, Erinnerungen & Reisen als Goldgruben
Neben dem Lesen oder Verfolgen von Tagesgeschehen hilft es ungemein, in die Beobachterrolle deines täglichen Lebens zu schlüpfen. Damit meine ich nicht, dass du dich mit Zeitung und Löchern auf eine Parkbank setzen musst, um Leute zu beobachten. Die banalsten Beobachtungen machst du schon auf dem Weg zur Schule, Uni oder Arbeit. Egal, wo Menschen aufeinandertreffen, finden Interaktionen statt, die, wenn auch nur für lustige Side-Geschichten, herhalten können.
Als ich mit meinen Geschwistern auf Island war, übernachteten wir eine Nacht in einem Hostel, an das ich das FineHostel anlehnte. Wir aßen zu Abend, als wir von einem älteren Amerikaner darauf angesprochen wurden, ob dieses Essen vom Hostel serviert worden sei, weil es so lecker aussah. Wir verneinten. Was ich daraus machte? Der ältere Amerikaner wurde zum pensionierten Briten Alexander, der mit seinen Enkeln Island erkundete. Anders als im Hostel, in dem meine Geschwister und ich aßen, gab es im FineHostel einen leckeren Lammeintopf – wer würde zu diesem Nein sagen können?

Und zu guter Letzt: eigene Erinnerungen und Erfahrungen im Privatleben, im Beruf oder auf Reisen. Die Beschreibung der Insel und ihrer magischen Orte stammt zu einem sehr, sehr großen Teil aus meiner eigenen Erinnerung. Ich schloss die Augen und versuchte, mich zurückzuversetzen in den Moment, als meine Geschwister und ich an einer willkürlichen Stelle anhielten, um durch verlassene Gebirge zu laufen, wie wir in einen plötzlichen Regenfall kamen oder in unserer zweiten Nacht auf dem Campingplatz beinahe erfroren, weil unser Equipment zu schlecht war.
Sammle deine Buchideen
Wenn du die Maschinerie einmal in Betrieb genommen hast, dann findest du echt überall Ideen. Das Problem wird dann, sich alle zu merken … Das führt mich zum nächsten und wichtigen Punkt: Sammeln & Speichern.
Seit Jahren sammeln sich bei mir Listen: ob nun auf Papier, Notizblöcken oder digital. Dabei sind es zum Teil konkret zu Ende gedachte Geschichten oder Brain Dumps, in die ich kurze Gedanken schmeiße, damit ich diese nicht vergesse, z. B.
Vespa, cooles Fortbewegungsmittel
Frau arbeitet beim Messebau und hat immer Duck Tape im Kofferraum
Ho'oponopono – hawaiianischer Vergebungsgedanke
Meine Brain Dumps sind Sammelstellen für alles Aufgeschnappte – ganz ohne Bewertung. Vielleicht ist es Dump, vielleicht aber auch das charakteristische Merkmal deines nächsten Bösewichts oder Plottwist in deiner Geschichte.
Papier oder Digital?
Ich bin ein Fan vom Schreiben auf Papier und Notizbüchern. Gerade beim Visualisieren fühle ich mich mit Stift und Papier freier als an der Laptop-Tastatur. Aus praktischen Gründen ist ein digitales Notebook dennoch sehr sinnvoll, einfach weil man von jedem Ort aus darauf zugreifen kann. Ich nutze gerne Notion (früher OneNote von Microsoft), um meine Gedanken festzuhalten, aber schreibe auf die Schnelle auch mal was in meine Notiz-App auf dem Handy.

In meinem Notion-Buch habe ich neben meinen Brain Dumps auch Seiten, die ich konkreten Buchideen gewidmet habe. Diese Seiten mit losen Gedanken, Ideen oder Links wachsen, wenn ich mich entscheide, dass ich mit einer Idee fortfahren will. D. h. der Story-Verlauf, Charaktere und Beschreibungen, behandelte Themen und alle sonstigen Details lege ich dort ab. Wenn ich das Gefühl habe, dass sie genug "Fleisch" haben, lege ich mit dem Schreiben los.
Welche Idee wird zum Buch?
So … und welche Idee wird jetzt zum Buch? Das ist für mich zuletzt die schwierigste Entscheidung gewesen.
Ideen sammeln, über mögliche Enden zu fantasieren, ist einfach. Ich habe 9 Ideen auf Stand-By, davon sind 2 bereits mit einer Storyline ausgestattet. Ich schwankte zwischen meinem aktuellen Buchprojekt und einer Idee, die ich seit mehreren Jahren mit mir trage und im vergangenen Jahr noch mehr Form angenommen hat. Ich versuchte, mich in beide Ideen gleichzeitig hineinzudenken und erste Seiten zu schreiben. Leider führte das nur dazu, dass ich beiden Geschichten nicht die Aufmerksamkeit zuwenden konnte, die sie verdienen. Ich musste einsehen, dass ich keine zwei Geschichten gut schreiben kann, wenn ich mich gedanklich auf keine der beiden so richtig einlasse.
Entscheidung treffen: Bisschen Bauchgefühl gehört dazu
Für mich war das ausschlaggebende Argument für mein aktuelles Buchprojekt, dass ich für dieses bereits mehr Zeit aufgewendet hatte. Meine Nummer 2 war mir auf einmal wichtig, weil ich persönlich invested war, aber das wäre zu überstürzt gewesen. Faktoren, die auch auf die Entscheidung einwirken können, sind z. B. die Aktualität des Themas, Saisonalität (z. B. willst du die Geschichte einer Sommerromanze lieber noch vor dem Sommer veröffentlichen statt zur Weihnachtszeit), oder wie gut du dich gerade selbst in deine Geschichte hineinversetzen kannst.
Bei meinem aktuellen Buchprojekt war es so, dass ich zwei separate Ideen miteinander kombiniert habe. Ich merkte, dass die beiden als eigenständige Geschichten nicht genug Inhalt hatten, zusammen jedoch eine coole Handlung ergaben. Da ich für beide Ideen bereits Input gesammelt hatte, war es einfach, sie zu verschmelzen und loszulegen.
Fazit – Dein Buch beginnt mit einem Gedanken
Es klingt vielleicht romantisch, aber Ideen tauchen wirklich überall auf – wenn du mit offenen Augen durch die Welt gehst. Vielleicht verstehst du mich nach dem Lesen dieses Beitrags ein bisschen besser. Falls du selbst den Wunsch hast, eine Geschichte, ein Gedicht oder ein Buch zu schreiben und noch damit haderst, worum es gehen soll, dann hoffe ich, dass ich dir helfen konnte. Am Anfang geht es ohnehin nicht um Perfektion – denk an meinen Brain Dump. Und wenn in einem Dump aus 20 Wortfetzen 5 Stichpunkte dabei sind, die bei dir einen Nerv treffen, dann hat er schon seinen Zweck erfüllt.
Wichtig ist mir an der Stelle zu sagen, dass diese Art der Ideensammlung sich für mich bewährt hat: ein leichtes kreatives Chaos. Es gibt sicherlich noch viele andere Wege.
Was ist deine Erfahrung? Hast du Methoden zur Ideengenerierung und -sammlung, die ich ausgelassen habe? Lass es mich wissen!
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